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Heines Vision

Samstag, 15. Juni 2013

[Beitrag im Amtsblatt | von René Hobusch]

Eine u.a. von der Stadt Leipzig beauftragte Potentialanalyse hat sich mit dem Ausbau der Wasserverbindung zum Saale-Elster-Kanal beschäftigt. Fazit: Kein belastbares Ergebnis, ob es sich rechnet.

In der Debatte über Lindenauer Hafen, Verbindung mit Karl-Heine-Kanal und Elster-Saale-Kanal wird von unseren Stadtoberen und anderen Akteuren gern auf die Vision des Leipziger Industriepioniers Karl Heine verwiesen: Eine Wasserverbindung von Leipzig in die Welt – über die Saale in die Elbe und von dort nach Hamburg, mit seinem Hafen das Tor nach Übersee.

Was dabei gern unter den Tisch gekehrt wird: Als Heine 1856 den Kanal projektierte, befanden sich die Eisenbahn in den Anfängen und das Automobil lediglich in den Köpfen einiger Tüftler. Heine sah die Verbindung als Möglichkeit, Leipzigs Industrie zu helfen: Über Schubverbände – damals das gängige Transportmittel – sollte der Warenverkehr abgewickelt werden. Heute spielt die Binnenschifffahrt eine immer kleiner werdende Rolle. LKW, Bahn und Flugzeug haben den Transport übernommen.

Nun setzt man auf den Tourismus. Aber kommen Skipper in größerer Zahl aus Hamburg und Berlin nach Leipzig, um am Lindenauer Hafen festzumachen? Ich habe meine Zweifel. Erst recht, wenn dieses Vergnügen mit zig Millionen – auch aus Steuergeld – bezahlt werden soll.